GSHW Newsletter Juli 2015

GSHW-NewsletterJuli2015

 

GSHW e.V. – Dachverband der deutschen Traditionsschiffe

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Newsletter Juli 2015

  1. Neue Anschrift und Website der GSHW-Geschäftsstelle

Zeitgleich mit dem Umzug der Geschäftsstelle unter Leitung von Niko Kern ist der umfassende Relaunch der Website www.gshw.de online gegangen. Eine verbesserte Übersicht der Themen und Serviceangebote wird ergänzt durch einen Downloadbereich, in dem Texte und Formulare zu Gesetzen, Verordnungen und Vereinbarungen (See- und Binnenschifffahrt sowie Europa), zu Befähigungsnachweisen, zur Sicherheitsrichtlinie, zum Betriebssicherheitssystem und zum MoU zur Verfügung stehen.

NEU:

GSHW e.V.

Geschäftsstelle
Bauernvogtei 2
21465 Reinbek

Tel.: 040 – 788 77 342
Fax: 040 – 822 78 104

office(at)gshw.de

  1. SiRi 2-Entwurf noch nicht veröffentlicht

Weiterhin schwer in Arbeit scheint der Entwurf der neuen Verordnung für Traditionsschiffe zu sein. Der beständige Appell der GSHW, den Zustand der Rechtsunsicherheit endlich zu beenden, fand noch kein Echo. Auf Grundlage der Übergangsregelung von 2012 haben inzwischen einige Traditionsschiffe, deren Sicherheitszeugnisse abgelaufen waren, neue Zeugnisse mit einer fünfjährigen Gültigkeit erhalten, sofern sie die entsprechenden Voraussetzungen erfüllten. Die GSHW-Vertreter weisen weiterhin in Vorgesprächen mit Entscheidungs­trägern des BMVI und einflussreichen Persönlichkeiten in maritimen Gremien auf das Erfordernis einer nachhaltigen Sicherheitsregelung als Grundlage für notwendige Investitionen in die Sicherheit der Schiffe hin. So wird die Vorlage eines Entwurfes erwartet, zu dessen Stellungnahme ein ausreichendes Zeitfenster zwecks umfassender Abstimmung eingefordert wird.  Auch die gegenseitige Anerkennung aller Zeugnisse und Nachweise auf europäischer Ebene ist ständiger Tagesordnungspunkt in den entsprechenden Gremien (vgl. hierzu auch den GSHW-Newsletter März 2015).

In einem von der Vorstandsmitgliedern Gerhard Bialek und Werner von Unruh in der Kieler Woche initiierten Informationsgespräch für Eigner und Betreiber auf der „Roald Amundsen“ (vielen Dank für die Gastfreundschaft !) wurde erneut deutlich, dass der GSHW-Vorstand zu wenig über aufgetretene Schwierigkeiten im Verhältnis zwischen Betreibern und Sicherheitsinstitutionen informiert wird. Wir bitten diesbezüglich den Vorstand auf dem Laufenden zu halten. Aber auch positive Erfahrungen werden gern entgegen genommen. Bitte teilt uns deshalb auch mit, wenn und unter welchen Modalitäten ein Sicherheitszeugnis ausgestellt wurde.

 

  1. Medien berichten oft undifferenziert über Maßnahmen der WSP

Polizeimeldungen zu veröffentlichen ist ein beliebtes Mitttel, um mediale Aufmerksamkeit zu erlangen und die Anzahl der Website-Klicks zu erhöhen. Weniger bewusst war der Redaktion eines öffentlich-rechtlichen Senders offenbar, dass sie durch eine undifferenzierte Betrachtung dem Ansehen der Traditionsschiffe schaden könnte. So hieß es am 15. Juni unter der Überschrift „Wasserschutzpolizei im Dauereinsatz“ unter anderem: „In der Wismarbucht ist am Sonntag ein Traditionsschiff mit mehr als doppelt so vielen Passagieren wie erlaubt unterwegs gewesen. Gegen den Kapitän des Schiffes wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.“ Weiter wird unter „Viele Verstöße gegen gültige Regeln“ berichtet, dass zwei Segelschiffe kollidiert seien, Sportboote unbefugt in Schutzzonen unterwegs gewesen seien, eine Yacht kein gültiges Sicherheitszeugnis vorweisen konnte und Bootsführer zuviel Alkohol konsumiert hätten. Die GSHW kritisiert, dass die Wortwahl für die Schiffsarten (Traditionsschiff, Segelschiff, Sportboot, Yacht) missverständlich ist, denn ein „echtes“ Traditionsschiff war an den Vorfällen nicht beteiligt.

 

  1. GSHW ist Gründungsmitglied der German Sail Training Union

Am 20. Mai 2015 wurde die Dachorganisation „German Sail Training Union e.V.“ (GSTU) in der Hansestadt Rostock gegründet. Insgesamt neun Vereine, deren gemeinsames Interesse der Erhalt traditioneller Schiffe, maritimer Traditionen und die Vermittlung sozialer Kompetenzen ist, kamen zur Gründungsveranstaltung zusammen. Sie vereinigen insgesamt 10.000 Einzelmitglieder hinter sich.

Der Vereinsgründung vorausgegangen war ein intensiver Einigungsprozess der größten unter deutscher Flagge operierenden Sail Training Schiffe. Zu den Initiatoren zählen der Hanse Sail Verein zur Förderung traditioneller Schifffahrt in der Ostsee, der Segelschiff “Thor Heyerdahl” e.V. (Kiel), LebenLernen auf Segelschiffen (Eckernförde, „Roald Amundsen“) und Clipper Deutsches Jugendwerk zur See (Hamburg, u.a. „Johann Smidt, Amphitrite“). Zu den Gründungsmitgliedern zählen außerdem der Förderverein Rahsegler „Greif“ (Greifswald), der Traditionssegler „Fridtjof Nansen“ e.V. (Hamburg), die GSHW Gemeinsame Kommission für historische Wasserfahrzeuge (Hamburg), der Verein Tall-Ship Friends Deutschland (Hamburg) und die DSST Deutsche Stiftung Sail Training (Bremerhaven, „Alexander von Humboldt II“).

Ziel des neuen Vereins ist es vor allem, gemeinsame Aktivitäten der Mitglieder zu fördern und zu unterstützen sowie die Werte des Sail Training hervorzuheben. Dabei geht es zum Beispiel darum, Verantwortung für sich, die Mitsegler und das Schiff zu übernehmen sowie traditionelle Seemannschaft an Bord der Segelschiffe im Team zu praktizieren und zu bewahren. Die ehrenamtlichen tätigen Vereinsmitglieder und die Crews der Schiffe möchten darüber hinaus einen Beitrag zur internationalen Völkerverständigung leisten.

Die GSTU versteht sich als eine Dachorganisation und will dadurch Kräfte bündeln, Förderer gewinnen und Mittel einwerben, um die vielfältigen und wertvollen Aktivitäten der Mitglieder zu unterstützen. Zum ersten Vorsitzenden des GSTU e.V. wurde der Kieler Jurist Michael Saitner vom Segelschiff “Thor Heyerdahl” e.V. gewählt. Dem Vorstand gehören daneben Uli Komorowski als stellvertretender Vorsitzender (Verein LebenLernen auf Segelschiffen) und Niko Kern als Schatzmeister (Clipper DJS) an.

Die Hauptaufgabe der GSTU ist es, die Zusammenarbeit der Vereine zu fördern und gemeinsame Interessen der Sail Training Schiffe mit einer Stimme auf nationaler und internationaler Ebene zu vertreten. „Ich bin der festen Überzeugung, dass nur durch eine starke Gemeinschaft das Überleben der Sail Training Schiffe und die hohe Qualität unserer Arbeit auf See dauerhaft bewahrt werden kann“, so Michael Saitner.

 

Fair winds,

 

Werner von Unruh                                         Monika Kludas

GSHW-Vorstand                                           Kommunikationsbeauftragte

Tallships´ Races 2015 Belfast – Ålesund – Kristiansand – Aalborg / Race 1 / Belfast – Ålesund

Tallships´ Races 2015: Belfast – Ålesund – Kristiansand – Aalborg

Race 1  /  Belfast – Ålesund

 

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nach harten Segeltagen erreichten alle Windjammer Alesund

 

_MG_4288adie von Colin Archer erbaute Wyvern und die in Bremens Gläserner Werft gebaute Replik

 

Die auf 600sm angelegte Regattastrecke verlangte einiges an taktischen Vorüberlegungen: Gleich nach dem Start mit westlichen Kursen auf die längere Strecke hinaus auf den Atlantik oder der kürzere Weg zwischen den Hebriden nach Norden steuern um  dann entweder südlich oder nördlich der Shetlands nach Osten  zur Ziellinie vor der norwegischen Küste.

Gleich nach dem Start gelange es zwei Gruppen sich vom Feld abzusetzen, die eine mit der Statsrad Lehmkuhl und der Sörlandet gelang es auf dem fast 1000sm langen Weg mit einem weiten schlag nach Westen so viel Raum zu gewinnen dass sie alle unerwarteten Winddreher optimal nutzen konnte und bereits nach drei Tagen die Regatta beenden konnte. Auch die, meist Yachten,  die den Weg zwischen den Inseln gewählt hatten und sich in einer Spitzengruppe getroffen hatten konnten unter guten Bedingungen das Ziel erreichen. Für alle anderen Regattateilnehmer erwiesen sich alle taktischen Vorüberlegungen als Makulatur. Sie kämpften bis zum Schluss am 15.Juli gegen kaum vorherseh – und sagbare Wind – bzw.Nichtwindverhältnisse. Alle, ohne Ausnahme litten jedoch unter Temperaturen unter 7 0 C und dem Regen, der auch in Ålesund nicht aufhören wollte.

Sieger in der Gruppe der Rahsegler wurde schließlich, die von allen schwächer eingeschätzte Brigg Fryedryk Chopin, die immer mit ihrem schlechten Rennwert zu kämpfen hat überraschenderweise gefolgt von der Sörlandet aus Kristiansand. Die Alexander von Humboldt hatte bereits nach wenigen Tagen aufgegeben und kam so nicht in die Wertung. Die tschechische Replik La Grace beendete das Rennen auf dem 3. Platz.

Bei den gaffelgetakelten Teilnehmern landete der Dauersieger Jolie Brise nach 5 Tagen gesegelter Zeit auf dem zweiten Platz, Sieger wurde die noch von Colin Archer gebaute Wyvern, den 3 Platz erkämpfte sich die Maybe, ein Schiff dem man nachsagt einst General Rommels Offizieren als Yacht gedient zu haben.

Die Gruppe der Yachten gewann die Ocean Spirit of Moray, das Schulschiff des berühmten Internats von Gordonstoun._MG_3246a_MG_3199a_MG_3364a_MG_3279a

Bürgermeister Björn Tömmerdal (links), Knut Western (Chairmann STI, rechts) bei der Siegerehrung in Alesund für Race 1

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Die Crew der Guayas begeisterte alle mit ihrer Folkloreshow und erheilt dafür eine begehrte Auszeichnung.

Text & Fotos  Herbert  H.Boehm

 

 

Neubau einer Bankskoyta in Ålesund….

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Um 1900 hatte auch in der norwegischen Fischerei die Dampfmaschine das Segel besiegt. Mehr als 300 hölzerne Spitzgatter hatten die kleinen Werften in und um Ålesund zwischen 1861 und 1900 für die küstennahe Langleinenfischerei von Sunmore gebaut. Doch „küstennahe“  ist für die Nachfahren der Wikinger ein dehnbarer Begriff, auf der Jagd nach Kabeljau und Robben soll es nicht wenige Fahrten hinauf bis an die Eisgrenze und ins Weiße Meer gegeben haben. Überlebt hat in Norwegen keiner dieser zwischen 35 und 60 Fuß langen, gaffelgetakelten Zweimaster. Sie waren die ersten, die ein Deck hatten, das die kleine Besatzung genauso schützte wie den kostbaren Fang. Getakelt waren die größeren diese Bankskoyta genannten Segler meist als Gaffelketsch. Diese segelnden Langleinenfischerboote waren es, die Ålesunds Reichtum begründeten und zum bis heute wichtigsten Standort der Stockfisch – Industrie Norwegens machten.

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Um die alten Handwerkstechniken des Holzschiffbaus nicht endgültig in Vergessenheit geraden zu lassen, hatten es sich Mitarbeiter des Fischereimuseums in Ålesund, des Hardanger Centre of Historic Vessel Conservation , private Spender sowie große und mittelgroße Firmen zur Aufgabe gemacht eines dieser legendären Schiffe nachzubauen. Vorbild ist ein 60 ft Schiff das in den Jahren zwischen 1880 und 1890 gebaut wurde, auch der Neubau ist wieder als Gaffelketsch getakelt, diesmal ist allerdings ein Motor an Bord, ohne den heute kein Segelschiff mehr fahren dürfte. Mitten im Hafen, dort wo sonst die großen Kreuzfahrer anlegen entsteht vor den Augen vieler Besucher der Rumpf aus skandinavischer Kiefer. Die Planken werden wie früher in einer Dampfkiste „gekocht“ und anschließend an die Rundung des Rumpfes gepresst und befestigt.

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Vor allem Jugendliche sollen diese Replik segeln, die voraussichtlich noch in diesem Jahr ihren Stapelhub erleben wird. Die ersten Törns sind im Sommer 2016 geplant.

In Norwegen, so berichten die Fachleute des Museums ist keines der historischen Schiffe erhalten, doch, das besagen Gerüchte sollen zwei irgendwo an der Weser noch existieren. Vielleicht kann ja eine der Leser(innen) dem Museum in Ålesund einen Hinweis zum Verbleib geben (www.bankskoyta.no, oder The Foundation Sunmore Museum  Borgundgavlen, N – 6015 Aalesund, Norwegen, Tel.: +47 – 70 16 48 70).

Text und Fotos  –  Herbert H.Böhm, 07/2015

Tallships Race 2015 Belfast – Alesund – Kristiansand – Aalborg

     

Belfast – Alesund – Kristiansand – Aalborg 

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Belfast, das sich nach 1991 zum dritten mal um die Austragung der Windjammer-Regatta beworben hatte, wurde vor 2 Jahren als Starthafen ausgewählt. Wie sich zeigt, war es eine gute Wahl, nicht nur dass  für die Crews diesmal wirklich ein kulturelles Rahmenprogramm entwickelt wurde, auch die Shuttlebuse zwischen den leider recht weit auseinander liegenden Hafenbecken fahren tatsächlich.

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Obwohl sich traditionsgemäß das Wetter vor dem  großen Abschlussfeuerwerk verschlechterte hoffen nun alle dass der Wind, der den Regen gebracht hatte, durchhält um am Montag, dem 6. Juli die Flotte der 70 Windjammer (Klasse A), Schoner (Klasse B) und Yachten Klase B und C)  nicht ueber die 1,5sm lange Startlinie treiben zu lassen. Gut 60sm nördlich von Belfast in der Nähe von Portrush will Paul Bishop, der langjährige Regattadirektor die Segler  am Montag, dem 6.Juli gegen Mittag auf die 500sm lange Regattastrecke nach Aaleund in Norwegen schicken. Die meisten der großen Rahsegler, wie Guayas, Christian Radich, Soerlandet und  Alexander von Humboldt II werden im Anschluss an die Regatta im August in Rostock, Bremerhaven und Amsterdam, bei den großen Sails zu bewundern sein.

 

Für Insider gibt es hier eine kleine Sensation zu bewundern, Seite an Seite liegen die die beiden Wyverns, die eine, als Jugendprojekt in Bremen als Replik gebaut, die andere, das Original, vor über 100 Jahren von Colin Archer entworfen, vor 2 Jahren gesunken, geborgen, restauriert und  nun wieder im Rennen.

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Der nächste Bericht wird aus Norwegen kommen, mit vielen Eindrücken von Bord der Guayas, dem Segelschulschiff aus Ecuador, dessen Crew gleich zu Beginn von der veranstaltenden STI für ihre tolle Folkoreshow mit Preisen bedacht wurde.

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Text und Fotos – Herbert H. Böh_MG_9407bm