Hamburg: LANGE Nacht der (maritimen) Museen 18.-19. Mai 2019

Auf fast 400 eng bedruckten Seiten stellt der  Hamburger Museumsdienst das Programm der langen Nacht vor. 11 Buslinien, fast alle von den Deichtorhallen ausgehend, verbinden die mehr als 50 Museen, zudem bringt der 1876 gebaute Alsterdampfer „St. Georg“ Besucher vom Jungfernstieg über die historischen Kanäle Barmbeks zum Museum der Arbeit. Die roten Barkassen der Circle Line ersparen Gästen die lange Fahrt mit Bus oder Auto zu den 50er – Schuppen aus der Zeit Kaiser Wilhelm II. Wer die faszinierende Matinee im Prototypen – Museum während des Hafengeburtstages versäumt hatte, erhält hier über das zukünftige Deutsche Hafenmuseum von der Projektleiterin Ursula Richenberger nochmals Informationen aus erster Hand.

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Bestimmt findet der Aufstieg zur Spitze eines historischen Hafenkrans ebenso viel Interesse wie der Programmpunkt „Orientierung auf der Elbe auch nachts bewahren“.  Hafensenioren berichten zudem „aus der guten alten Zeit“ und Ewerführer über das gar nicht so romantische Leben auf einer Kastenschute. Welch enorme Bedeutung die heute fast vergessenen Kräne für den Hamburger Hafen hatten, erläutert Carsten Jordan, der jetzige Leiter des Museums. Zur Musik aus aller Welt, incl. Jazz, mit der die UKW – Band unterhält gibt es in der Kaffeeklappe das, was damals auch den kräftigen Stauern schmeckte  (Hafenmuseum – Zeitkapsel: Wir bewahren das kulturelle Erbe des Hafens).

Im Auswandererzentrum Ballin Stadt, am besten mit der Buslinie 307 oder der S-Bahn zu erreichen, berichten Mitarbeiter während der Führungen u.a. über „Auswandererschicksale im Wandel der Zeiten“.

Im „Internationalen maritimen Museum“  steht diesmal die britische Navy im Mittelpunkt. Thematische Führungen  (ca. 30min),  u.a. zur britischen Marinemalerei, den Pressgangs, dem Modellbau, vermitteln an Hand der faszinierenden Ausstellungstücke einen tiefen Einblick in den harten Alltag der Mannschaften im 18. und 19. Jahrhundert. Klar, dass bei dieser Thematik extra gebraute Ales und Stouts im Anschluss für die richtige Stimmung sorgen.

Zum größten  noch fahrenden Museumsschiff der Welt, der Cap San Diego sind es nur wenige Busminuten. Dort wartet ein Hochseilgarten, der bis 30m in die Höhe führt auf wagemutige Kletterer. Selbstverständlich steht den Besuchern  das ganze Schiff zur Verfügung, erklärt von den „Ehrenamtlichen“ oft ehemaligen Seeleuten.

Zur nächsten Station, dem „Museumsschiff Rickmer Rickmers“, sind es nun nur noch Gehminuten. Dort unterhält Dieter Schmid mit maritimen Liedern und seinem Akkordeon, Bernd Duckstein will mit altersgerechten Spielen Kinder für das Museumsprojekt begeistern. Dem Vorsitzenden des Betreibervereins bleibt es vorbehalten umfassend über die Geschichte des Dreimasters und seiner Crew zu referieren.

Sowohl das Altonaer Museum als auch das Hamburg Museum (frühert: Museum für Hamburgische Geschichte) verfügen über große maritime Abteilungen. Ersteres informiert an diesem Abend u.a. über das moderne Piratenunwesen, die immer noch Hamburgs Reeder bedrohen. Im Altonaer Museum geht es u.a. um das Bewahren von Ausstellungsstücken im Museum und wertvollen Souvenirs in den Wohnungen der Besucher.

Auch das frühere Museum für Völkerkunde, heute MARKK, beherbergt umfangreiche Sammlungen zur Seefahrt der Völker in Afrika, Asien und im Pazifik, die aber diesmal nicht im Mittelpunkt des Veranstaltungsprogramms stehen.

Da die Eintrittskarten auch noch am Sonntag gültig sind, kann man 17€ für Erwachsene (14€ ermäßigt bis18J.) und 4€ für 13 – 14 Jährige akzeptieren – auch wenn hier wieder zu kritisieren ist, dass viele Hamburger Rentner, Studenten und Hartz IV – Empfänger unangemessen benachteiligt werden!

Etwas verständlicher wird diese Entscheidung wenn man weiß, dass ein kleines 5 Personenteam all  diese viele hundert Programmpunkte koordinierte und vollständig von der Finanzierung durch Sponsoren abhängt. Wie gering Hamburgs Kulturbehörde diese Veranstaltung schätzt  wurde bei der Pressekoferenz deutlich an der kein Mitarbeiter der Kulturbehörde teilnahm – trotz der ca.
30 000 erwarteten Besucher!

Text: Herbert H. Böhm

Taschenbuch: Lange Nacht der Museen Hamburg, 353 S.

www.langenachtdermuseen-hamburg.de