GSHW Newsletter September 2015

GSHW e.V. – Dachverband der deutschen Traditionsschiffe

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Newsletter September 2015
GSHW-News
Seit dem Juli-Newsletter wurden unter Mitwirkung der GSHW ein Sicherheitszeugnis mit 5 JahrenLaufzeit und zwei mit zwei Jahren Gültigkeit erteilt.
Antwort  des Parlamentarischen Staatssekretärs Enak Ferlemann
In einer Presseanfrage an den Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur anlässlich der Aktion Bürgertelefon im Wahlkreis Stade 2 hatte Monika Kludas eine Reihe von Fragen aufgelistet, unter anderem nach dem Beginn des Anhörungsverfahrens, wer zur Stellungnahme aufgefordert werde, was künftig einer Prüfung unterliege, ob  die SiRi 2 mit anderen Küstenstaaten abgestimmt werde und welchen Stellenwert beim BMVI die Landtagsentschließung „Traditionsschiffe als maritimes Kulturgut sichern, stärken und schützen“ habe. Am 17. August 2015 antwortete Enak Ferlemann:
„Sehr geehrte Frau Kludas, ich bedanke mich für Ihr Schreiben vom 25.06.2015 und die sehr
detaillierten Fragen zur Erarbeitung neuer Sicherheitsvorschriften für Traditionsschiffe. Im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur sind wir derzeit mit der Erarbeitung neuer Vorschriften befasst. Da diese sich zurzeit hausintern in der Abstimmung befinden, muss ich Sie noch um ein wenig Geduld bitten. Die Abstimmung soll bis Ende des III. Quartals erfolgt sein, so dass ich Ihnen dann auch weitere Auskünfte erteilen kann. Ich hoffe, Ihnen mit diesen Angaben gedient zu haben, und verbleibe mit freundlichen Grüßen Enak Ferlemann.“
Hoffentlich wird die Geduld nicht weit über das III. Quartal hinaus strapaziert! Auch nur zu einer
Aussage über den Stellenwert der Tradis als maritimes Kulturgut konnte sich Enak Ferlemann
nicht bewegen lassen.
Spendenaktion Für Traditionsschiffe
Das Hanse Sail Büro und der Hanse Sail Verein e.V. haben Unternehmen, die einen Nutzen aus
der Veranstaltung ziehen konnten, aufgerufen, einen Beitrag von symbolischen „x mal 250,00
Euro“ zum Fortbestand der größtenteils ehrenamtlich betriebenen Traditionsschiffe zu leisten.
Privatpersonen können sich mit 25,00 Euro beteiligen. Spender erhalten eine Spendenquittung
und werden auf www.hansesail.com genannt. Der Betrag kommt ausschließlich Traditionsschiffen zugute und wird zu deren direkter Förderung oder als Rückstellung für die Gründung einer Stiftung*) zum Erhalt der Schiffe verwendet. Aktuell sind bereits 2500 Euro eingegangen. Mit einem Teil davon soll die Reparatur des Mastes von STS “Generał Zaruski” (Bj. 1939) aus Gdańsk/PL finanziert werden, der auf dem Weg nach Rostock zu Bruch ging.
*) Es ist geplant, neben der GSTU (German Sail Training Union, s. Juli-Newsletter) eine Stiftung zu errichten, die für solche Vorhaben Gelder akquiriert, wobei die GSTU einer der Stifter sein soll.
EMH-News
Im European Maritime Heritage hat der Vorsitz des MoU-Committee gewechselt. Erik Eklunds
Nachfolgerin ist Ingrid Cherfils von der gleichen Behörde (Transportstyrelsen Schweden, Direktorin der Abteilung für zivile Luftfahrt). Die GSHW bemüht sich um einen Termin bei ihr. Ziel: Treffen des MoU-Committees.
Das Safety Council von EMH trifft sich am 24/25.10.2015 in Malmö.
EMH befasst sich zudem mit dem Problem der ungenauen Unterscheidung zwischen Fahrgast und Traditionsschiffen in EU-Richtlinien und schreibt dazu: „EMH will ask the European
Commission to clearly exempt traditional ships from the European directive for passenger ships. The directive was written well after the construction of most traditional ships and never considered them to be included. But it does not unequivocally exclude them either. The consequent difficulties traditional ships encounter can be solved according to EMH. (…) All European Member States with traditional ships have national safety regulations for traditional ships. But when it comes to foreign ships, some authorities do not recognize the visiting ship to be exempted from the directive or SOLAS by their own flag. Root of the problem may well be that the grounds for exemption mentioned in SOLAS and the directive are not very clear.” Anmerkung von Thomas Hoppe: “Die EU will uns insofern helfen, als dass die Ausnahmebereiche für Segler und Tradis von der FahrgastschiffVO klarer definiert werden sollen. Das ist aber ein langer Prozess. Wir fahren im Oktober nach Brüssel, um mehr zu erfahren.“
Außerdem verwies EMH auf eine EU-geförderte Studie zur Wirksamkeit des kulturellen Erbes
(„Cultural Heritage Counts for Europe“ – CHCFE), durchgeführt von Europa Nostra und Partnern.
Sie ergab, dass kulturelles Erbe für nachhaltige Entwicklung von großer Bedeutung ist:
„Cultural heritage can have a positive effect on employment, identity, regional attractiveness,
creativity and innovation. Governments should integrate the care and protection of cultural heritage in all policies.” Schön, wenn es dazu käme!
Die News sind im Detail nachzulesen unter http://european-maritime-heritage.org

Wilhelmshavener Traditionsschiffe in der Diskussion
„Die Stadt soll die am Bontekai liegenden Traditionsschiffe nach den Vorstellungen der CDU/SPDMehrheitsgruppe im Rat aus ihrem Besitz an einen gemeinnützigen Verein abgeben“, schrieb die Wilhelmshavener Zeitung am 9. Juli 2015. Anlass war die anstehende Sanierung des
FEUERSCHIFFS WESER, die rund 800.000 Euro kosten soll, und der Vorschlag von Oberbürgermeister Andreas Wagner, das Schiff zu verkaufen. Die WZ stellte zudem fest, der OB gehe „davon aus, dass die Segelkameradschaft ‚Störtebeker’ aus personellen und finanziellen Gründen nicht mehr dauerhaft in der Lage sein wird, die Schiffe zu betreuen.“ Das Problem soll nun in den Fachausschüssen und vor allem mit der Segelkameradschaft erörtert werden.
BSU-Jahresbericht 2014 veröffentlicht
Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) hat Ende Juli ihren Jahresbericht 2014
veröffentlicht (Vollversion unter http://www.bsu-bund.de). Demnach wurden insgesamt 426 (2013: 417) Unfälle und Vorkommnisse an die BSU gemeldet, wovon 240 (2013: 239) als Seeunfälle einzustufen waren. Hiervon fielen 6 (2013: 2) in die Kategorie „Sehr Schwerer Seeunfall“ mit Todesfolge, Totalverlust oder schwerer Umweltverschmutzung. Weiterhin wurden 20 (2013: 16) schwere Seeunfälle und 214 (2013: 221) weniger schwere Seeunfälle gemeldet. Mit 119 Meldungen waren Kollisionen zwischen Schiffen oder von Schiffen mit Objekten, etwa in Schleusen, erneut die häufigste Unfallart. Alle sehr schweren und schweren Unfälle haben sich im Bereich der Berufsschifffahrt ereignet. Von den insgesamt 214 weniger schweren Unfällen betrafen 11 gewerblich genutzte Sportboote und 12 nicht rein privat genutzte „Traditionsschiffe“.
Insgesamt wurden 104 (2013: 58) Personen im Berufs- und Freizeitbereich bei 39 (2013: 45) Unfällen verletzt. Berufsschifffahrt: 87 (2013: 40) verletzte Personen bei 28 (2013: 32) Meldungen; Freizeitschifffahrt: 17 (2013: 18) verletzte Personen bei 11 (2013: 13) Meldungen. Die drastische Steigerung bei der Zahl der Verletzten basiert ausschließlich auf dem Unfall der Fähre ADLER EXPRESS, bei dem allein 49 Personen verletzt wurden. Im Übrigen ist hier kein negativer Trend zu erkennen, schreibt die BSU. Die Vollversion des Jahresberichts enthält auch eine Übersicht über erledigte und laufende Untersuchungen des Jahres 2014.
Fair winds,
Niko Kern                                                       Monika Kludas
Geschäftsführer/GSHW-Vorstand             Kommunikationsbeauftragte

 

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Feuer am Wind – 2te Auflage

Liebe Leser*innen,

nach dem erfolgreichen Erscheinen des gemeinschaftlichen Buchprojekts zur Rettung deutscher Traditionssegler „Feuer am Wind“ im Aug/Sept 2014 ist diese bereits vergriffen. Aufgrund der weiterhin großen Nachfrage und dem Interesse weiterer Schiffe in „FaW“ zu erscheinen, planen wir eine zweite erweiterte Auflage!  Alle Schiffe die bisher teilgenommen haben, werden auch in der zweiten Auflage erscheinen – sofern diese das wollen.

(Für Schiffsporträts die zurückgenommen werden sollen, bitte eine kurze Email an buch@traditionsschiffe.info schicken!)

Zusätzlich haben sich noch 11 weitere Schiffe gemeldet, die nun das Spektrum der Traditionsschiffahrtsszene – in FaW abgebildet – erweitern möchten.  Des Weiteren ist geplant weitere Interviews zum Thema „Politik“, „Seefalluntersuchungen“ und der neu gegründeten „German Sail Training Union“ zu führen, um FaW zu aktualisieren und den Neuerungen anzupassen. Das weitere Vorgehen: Bis zum 15.10.2015 sammelt die Redaktion von FaW gerne noch weitere Schiffsporträts von „neuen“ Schiffen. Das kann alles sein: Ein Interview, eine Reportage, ein kleiner Reisebericht. Darüber wie ihr das erste Mal gefahren seid, über einen besonderen Törn, eure Winterarbeiten, eine Nachtfahrt. Wenn ihr ein besonderes Programm, z.B. Seminare an Bord macht, wäre es schön, wenn das rauskommt. Bitte sendet hierzu einen Text von 2.000 bis 5.000 Zeichen, die ausgefüllte Infobox (im Anhang ein Word-Dokument) sowie hochauflösende Fotos an buch@traditionsschiffe.info. Bei den Fotos benötigen wir immer ein Vollzeug-Foto für die erste Seite eures Schiffporträts. Bei den weiteren Fotos ist es immer gut, wenn keine Menschen zu sehen sind, die nicht in der Publikation erscheinen möchten. Dafür machen sich Detailbilder (Kompass, Steuerrad, Leinen, Blöcke etc.) immer gut. Für das Versenden von großen Datenmengen wie hochauflösende Fotos empfiehlt sich das Onlinetool weTransfer. Auf der Seite: https://www.wetransfer.com/ einfach Fotos hochladen (add files), eure und unsere Email-Adresse eingeben und abschicken (transfer-Button).

Bis zum 15.10. sammeln wir die Texte. Danach redigieren wir sie und sprechen die endgültige Fassung mit euch ab. Dann werden die Texte gelayoutet und das Heft vorraussichtlich bis November/Dezember 2015 gedruckt.  Die Lovis finanziert das Buch auch diesmal vor. Wir sind dann anschließend darauf angewiesen, dass ihr uns Bestände abkauft und sie gegen Schutzgebühr zum Beispiel weiterverkauft, damit die Druckkosten wieder reinkommen. Vermutlich können wir auch diesmal das Buch für beteiligte Schiffe für € 5,– Selbstkostenpreis zzgl. Porto abgeben. Eine genaue Kalkulation ist leider erst möglich, wenn wir Auflagengröße bestimmen und die Abnahmemengen von euch erfahren. Dazu geht dann aber eine gesonderte Email rum. Wir freuen uns auf Eure Schiffsporträts und eine gelungene zweite Auflage von Feuer am Wind!

Euer Redaktionsteam von Feuer am Wind

 

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Nachruf Heinrich Woermann – Mentor der Jugend

Nachruf Heinrich Woermann

Am 25. August 2015 ist unser Gafffelfreund Heinrich Woermann im Alter von 95 Jahren in Hamburg verstorben.

Er hat das Piekfall seit 1981 durch viele Artikel bereichert und wird uns auch als Preisstifter des „Olifant-Schinkens“ zur Herbstregatta immer in Erinnerung bleiben.

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Foto  Wolfgang K. Reich

Eine erste Begegnung hatte ich mit ihm während der Tall Ships-Regatta 1983 auf der Ostsee, bei der er eine ganze Weile neben uns (Amphitrite) her gesegelt ist und wo von diesem herrlichen Segeln hinterher noch analoge Fotos getauscht wurden. Ich durfte dann 1985 ein paar Mal mit Freunden auf der Olifant mitsegeln und  bewundere noch heute den Respekt und das Vertrauen, das Heinrich Woermann uns jungen Menschen damals entgegengebracht hat. Von ihm habe ich den wichtigen Satz zum Thema KVR auf der Elbe gelernt: “Wer groß und schwarz ist, hat Vorfahrt.” Das ist einfach und hilft bei der Beurteilung so mancher Nahbereichslage.

Auch in seinen Piekfall-Artikeln konnte er auf entspannte Art und Weise, mit Stolz, aber auch mit einem Augenzwinkern seinen Wissensschatz zum Thema Gaffelsegeln und Holzboote weitergeben.

Er hat auf wunderbare Weise das Segeln mit Gaffelschiffen im Segelverein Wedel-Schulau mit den Freunden des Gaffelriggs  und der STI/STAG verbunden und war in allen Kreisen hoch geschätzt. Ich denke, Heinrich Woermann ist ein herausragendes Beispiel für das Weitertragen des Feuers! In diesem Sinne werden wir ihn immer in guter  Erinnerung behalten.

Thees Fock

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Foto – Karin Holzapfel

Mentor der Jugend

Das Woermann’sche Handelskontor an der Großen Reichenstraße in Hamburg zeugte mit den dramatischen Sturmgemälden eines Hochseekutters und eines gestrandeten Schoners schon immer von alter, seefahrtverbundener Tradition mit einem starken Schuss Tatkraft. Bis zu seinem Tod gehörte Heinrich Woermann der fünfköpfigen Geschäftsführung des Familienunternehmens an, dessen Kerngeschäft noch immer der Handel mit technischer Ausrüstung für afrikanische Staaten ist.

 

Abwarten und Tee trinken – das war oft Heinrich Woermanns Devise, wenn es um schwierige Entscheidungen ging, an Land wie auf See. Denn als Schipper der Olifant servierte er jeden Morgen seiner Crew, ob alt oder jung, den „Oli Morning Tea“. Wenn er dann im Masttopp eine Leine klariert hatte, setzte er seinen Zweispitz auf, warf die Leinen los und trompetete mit seinem Kuhhorn elefantenähnliche Laute über den Hafen: Olifant segelt wieder, mit dem Beiboot Minifant im Schlepp. Beim Einlaufen erschreckte er gern die Zuschauer mit einem Donnerschlag aus seiner winzigen Relingskanone. So trug er Traditionen nie als verknöcherte Rituale zur Schau, sondern würzte sie mit einem Augenzwinkern. Messingputzen während der Reise lehnte er jedoch strikt ab, sondern mietete lieber einen Bus, um mit den Jugendlichen die Umgebung zu erkunden.

Wie Thees habe ich ihn erstmals 1983 beim Tall Ships Race gesehen, als Olifant in stockdunkler Nacht bei Sturm und hohem Seegang souverän die Nordspitze von Gotland rundete.

Als Gründungsmitglied und langjähriger Präsident der Sail Training Association Germany brachte er seine Erfahrung in die nationale und internationale Jugendarbeit ein, die er selbst so beispielhaft und unbeschwert praktizierte. Oft habe ich an Bord gehört (damals siezte die Crew ihn): „Mit Herrn Woermann und Olifant segeln wir dem Teufel ein Ohr ab.“

Auch handwerklich war Heinrich Woermann begabt, nicht nur beim Schnitzen der barbusigen Galionsfigur – im Wohnzimmer, wie er erzählte. Dort entstanden auch andere kunstvolle Schnitzwerke, unter anderem Kasperlefiguren, sehr zur Freude der nunmehr neun Enkel und neun Urenkel in der Familie. Kurz dem Verkauf der Olifant und seinem „endgültigen“ Entschluss zum Landleben war er mit dem Cornish Crabber Mavrodaphne unterwegs. „Womit sollen meine Enkel denn sonst segeln?“, war sein unschlagbares Argument, um wieder aufs Wasser zu kommen.

Nun hat er seine letzte Reise angetreten.

Farewell, Heinrich Woermann, wir werden dir ein bleibendes Andenken bewahren.

Monika Kludas